Verbalinspiration
Lehre von der wörtlichen Offenbarung der Heiligen Schrift. Damit verbunden wird traditionell der Glaube an die Unfehlbarkeit und Widerspruchsfreiheit der Bibel.
Die Bibel wird nicht als Produkt christlicher Verkündigung (als Bibliothek), verstanden, sondern sei den Profeten, Aposteln und Evangelisten wörtlich von Gott diktiert worden. Die Lehre von der Verbalinspiration wird von den Evangelischen Kirchen und der Katholischen Kirche abgelehnt, obwohl sie besonders in freikirchlich-fundamentalen und evangelikalen Gemeinden in Amerika, aber zunehmend auch in Europa gerne vertreten wird.
Die Theorie der Verbalinspiration wird von der kritisch-historischen Methode der evangelischen Theologie als nicht verifizierbar abgelehnt. Die moderne evangelische Theologie geht davon aus, dass zwar in der Bibel Gottes Wort zu finden ist, sie selbst aber nicht buchstabengetreu von Gott inspiriert worden ist. Die Bibel stellt den Bericht der christlichen Gemeinde von Gottes Handeln dar, ist somit ein literarisches Produkt, welches mit historisch-kritischen Methoden erforscht werden kann. Die Schriften der Bibel sind nicht vom Himmel gefallen, sondern von Menschen zu unterschiedlichen Zeiten geschrieben worden. Aus theologischer Sicht stellt die Bibel die Interpretation göttlichen Handelns an den Menschen dar. Diese Interpretation muss immer einen konkreten historischen und aktuellen "Sitz im Leben" haben.