Gnostisch-Katholische Kirche
- Ecclesia Gnostica Catholica
Die Gnostisch Katholische Kirche à la O.T.O.
Die sich oft spaltendeGnostische Kirchewurde 1890 in Frankreich gegründet und nahm bald Weihungen aus der Tradition der Wandernden Bischöfe auf. Es entstand ein kunterbuntes Sammelsurium von Namen und apostolischen Sukzessionen. Aleister Crowley versuchte, in seine O.T.O.-Version eine religiöse Unterabteilung als Gnostisch Katholische Kirche einzubauen.
Aus der Gnostisch Katholischen Messeà la O.T.O. wurde eine Parodie auf die christliche Eucharistie, was vor allem die Konsumation der Hostie, die oft aus Sexualsekreten besteht, betrifft.
Credo von Theodor Reuss' und Aleister Crowleys Gnostisch Katholischer Kirche 1913/18
"Ich glaube an einen geheimen, unaussprechlichen Gott, den Herrn, an einen Stern in der Schar der Sterne, aus dessen Feuer wir erzeugt und zu dem wir zurückkehren. An einen Vater des Lebens. O Mysterium aller Mysterien. Sein Name ist Chaos. Der einzige Stellvertreter des Sonnen-Balls auf dieser Erde. Und an eine Luft, die Ernährerin aller Wesen, welche atmen. Und ich glaube an eine Erde, unsere Mutter, aus deren Schosse alles Geborene geboren ist.
O Mysterium aller Mysterien. Ihr Name ist Babalon. Und ich glaube an die Schlange und den Löwen.
O Mysterium aller Mysterien, genannt Baphomet. Und ich glaube an eine Gnostische und Katholische Kirche, deren Gesetz ist Licht, Liebe, Leben und Freiheit. Thelima[sic]ist ihr Name."
["Die Gnostische Messe, Aus dem Original–Text des Baphomet, übertragen in die deutsche Sprache von Merlin Peregrinus"/Theodor Reuss, 1918.]
Babalon ist die Hure Babylon aus der biblischen Apokalypse des Johannes: Off 17;1-18. Crowley wechselte das y mit einem a aus, damit der Begriff in seine Neureligion Thelema hineinpasst.
Baphomet, in der Sprache des O.T.O., ist die Löwen-Schlange, also das Sperma. Das Blut des Phallus. Der Heilige Geist. Ein Teil des Sakraments, der Hostie.
Und da Crowley als Oberhaupt des O.T.O.-Zweiges selber den Namen Baphomet angenommen hat, kann man auch sagen: Im O.T.O. betet man Crowley an.
Der schweizer O.T.O. stellte seine Kirche in das Zentrum seiner Öffentlichkeitsarbeit. Am Hauptort, in Stein/Appenzell, liess man sogar eine eigene Kapelle auf dem Grundstück errichten. 1963-1967 soll der schweizer O.T.O. eine Gesamtzahl von 3800 Hostien von einem Frauenkloster bezogen haben. Die Weihrauchkügelchen wurden gelegentlich beim Obermesmer der Kathedrale von St.Gallen beschafft. Den Messwein holte man angeblich direkt beim Bischof. Sonntags lief man ganz selbstverständlich im Ornat der Gnostisch Katholischen Kirche und Templerhabit auf dem Anwesen herum. Schliesslich inserierte man in öffentlichen Zeitungen und lud jederman zur Gnostischen Messe ein. Hermann Joseph Metzger, das schweizer O.T.O.-Oberhaupt, fühlte sich ganz in den Höhen der Geistlichkeit zu Hause, schickte dann schon mal dem Papst Johannes XXIII ein Glückwunschtelegramm und nahm Trauungen und Beerdigungen vor. Seit es den schweizer O.T.O. nicht mehr gibt, dürften auch keine Gnostischen Messen mehr in der Schweiz zelebriert werden.
Der amerikanische O.T.O., das Caliphat, liess seine angeschlossene Gnostische Kirche in den U.S.A. amtlich eintragen, um als “non-profit religious group“ keine Steuern bezahlen zu müssen. Priesterliche Mitglieder gibt es weltweit circa 200. In den Medien, zum Beispiel auf Wikipedia, tritt die amerikanische Gnostisch Katholische Kirche als ebenbürtig zu anderen Kirchen auf.
Zum O.T.O. gehört es, dass seine Gnostische Messe öffentlich, das heisst, auch Nicht-Mitgliedern zugänglich ist. Diese Messe dient also als Werbung für eine O.T.O.-Mitgliedschaft. In Deutschland gibt es keine öffentlichen Tempel, oft finden diese Messen deshalb in Privatwohnungen statt.