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Religiolexikon

Bahaismus

GND-Nummer

4069080-5

Oberbegriff
Synonyme
  • Bahai-Religion
  • Behaismus
Verwandte Begriffe
Kurztext

Eigenständige Offenbarungsreligion, die sich auf die Lehren von Bahāʾallāh  beruft und aus dem schiitischen Islam des Iran hervorgegangen ist.

Haupttext

Das Wort Baha’i (oder Bahai, eigene Schreibweise: Bahá’í) leitet sich vom Ehrentitel des persischen Stifters der Baha’i-Religion, Baha’u’llah („Herrlichkeit Gottes“), ab und bezeichnet dessen Anhänger. Auch wenn die Baha’i zahlenmäßig mit vielen anderen religiösen Minderheiten nicht konkurrieren können, treten sie durch ihr überproportionales Engagement im interreligiösen Dialog wie auch durch die Medienberichterstattung über ihre Unterdrückung besonders im Iran relativ häufig in Erscheinung. Der „Weltreligionstag“ am dritten Sonntag im Januar geht auf die Anregung der nordamerikanischen Baha’i-Gemeinde zurück, den Gedanken der Einheit der Religionen in den Mittelpunkt einer öffentlichen religiösen Feier zu stellen. (EZW, [Stand: 01. 09. 2014])

Zusammenfassung

Im Zuge eines theokratischen Grundverständnisses erstrebt der Baha’ismus eine neue Weltordnung auf den von Baha’u’llah verkündeten religiösen Grundlagen. Baha’i trachten in Befolgung ihrer religiösen Grundsätze nach der Überwindung nationalstaatlicher Systeme und dem Aufbau einer neuen, auf die Souveränität Gottes gegründeten Weltordnung durch einen Prozess der globalen Vereinigung. Das universale Gemeinwesen kennt keine Trennung von Religion und Staat. Insofern die Baha’i-Religion als maßgebliche, die anderen Religionen integrierende Religion des gegenwärtigen Zeitalters gilt, wird ein auf Pluralität und Säkularität angelegtes Gesellschaftsmodell in Frage gestellt.

Der Universalismus des Baha’itums ist als Konzept einer „Einheit in der Vielfalt“ angesehen worden. Universalreligiöse Ansätze, wie sie in der Baha’i-Religion zum Ausdruck kommen, haben dennoch die Tendenz, andere Religionen zu vereinnahmen. Das Nebeneinander unterschiedlicher Religionen wird als zeitbedingte Notwendigkeit und als vorläufig betrachtet. Die Feststellung, das Baha’itum sehe ältere Religionen als vollgültige Religionen an, wird durch den Inklusivismus des Baha’i-Glaubens relativiert, der davon ausgeht, dass die Religionen letztlich die Fortentwicklung der Offenbarung(en) anerkennen und damit in den neuen Glauben einmünden. Die Einheitsterminologie ist die Kehrseite des Ausschließlichkeitsanspruchs. (EZW [Stand: 01. 09. 2014])

Bibliographie

Deutsche Nationalibliothek

Index Theologicus

Quellenliteratur

  • Schaefer, Udo, Der Bahá’í in der modernen Welt. Strukturen eines neuen Glaubens, Hofheim 21981
  • Schaefer, Udo / Towfigh, Nicola / Gollmer, Ulrich, Desinformation als Methode. Die Baha’ismus-Monographie des F. Ficicchia, Religionswissenschaftliche Texte und Studien, Bd. 6, Hildesheim u. a. 1995
  • Towfigh, Emanuel Vahid, Die rechtliche Verfassung von Religionsgemeinschaften. Eine Untersuchung am Beispiel der Bahai, Tübingen 2006
  • Hutter, Manfred, Heilige Schriften der Baha’i, in: Udo Tworuschka (Hg.), Heilige Schriften. Eine Einführung, Verlag der Weltreligionen, Frankfurt a. M. 2008, 364-381
  • Hutter, Manfred, Handbuch Baha’i. Geschichte – Theologie – Gesellschaftsbezug, Stuttgart 2009

Kritische Literatur

  • Art. Baha’i, in: Krech, Hans / Kleiminger, Matthias (Hg.), Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, hg. im Auftrag der Kirchenleitung der VELKD, 6., neu bearb. und erweiterte Auflage, Gütersloh 2006, 771-784
  • Borrmann, Kai, Das Aqdas, Würzburg 2005
  • Dehn, Ulrich, Baha’i, in: Reinhard Hempelmann (Hg.), Panorama der neuen Religiosität, Gütersloh 22005, 373-376
  • Ficicchia, Francesco, Baha’i – Einheitsreligion und globale Theokratie. Ein kritischer Einblick in die Universalreligion der Zukunft, Münster 2009
  • Hutter, Manfred, Heilige Schriften der Baha’i, in: Udo Tworuschka (Hg.), Heilige Schriften. Eine Einführung, Verlag der Weltreligionen, Frankfurt a. M. 2008, 364-381
  • Hutter, Manfred, Handbuch Baha’i. Geschichte – Theologie – Gesellschaftsbezug, Stuttgart 2009
Quellenlinks
Kritische Links
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Autoren Winfried Müller