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Religiolexikon

Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden

GND-Nummer

511350-7

Oberbegriff
Synonyme
  • Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR
  • Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden in Deutschland
  • BFP
Kurztext

Dachverband und Gründungsmitglied des 1979 entstandenen größten Verbandes pfingstlich-charismatischer Gemeindeverbände in Deutschland, des Forums Freikirchlicher Pfingstgemeinden (FFP):

Haupttext

Das Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, 5. Auflage stellt die Lehre so dar:

"Eine für alle bei uns auftretenden pfingstlerischen Gruppen repräsentative »pfingstlerische Lehre« läßt sich nicht erkennen, da die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen zu groß sind. Auch haben Pfingstler keine eigentliche Theologie entwickelt. Da für sie allein der lebendige Glaubensvollzug von Bedeutung ist, fehlen entsprechende Lehrschriften, auf die man sich stützen könnte. Es gibt jedoch einen Grundbestand pfingstlerischen Glaubens, wie er von bedeutenden Pfingstlern (etwa dem Engländer Donald Gee) vertreten wurde und wie er bei uns in den traditionellen Pfingstverbänden zu finden ist - am ehesten beim Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), den Hollenweger als »Normaltyp einer gemäßigten pfingstlerischen Gemeinschaft« (im Weltmaßstab gesehen) bezeichnet.

Deshalb sollen die »Glaubensrichtlinien«, die der BFP in seiner Verfassung von 1982 formuliert hat, an den Anfang gestellt werden. Besondere Lehrpunkte und Gewichtungen in den einzelnen Gruppen können mit einem gewissen Recht als Zusatz zu diesem Grundbestand oder als Abweichung von ihm, nicht aber als »typisch pfingstlerisch« angesehen werden.

Die im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden zusammengeschlossenen Gemeinden . . . wissen sich durch ihr Bekenntnis zum dreieinigen Gott verbunden, der sich durch das inspirierte Wort der Heiligen Schrift offenbart.«

Wir glauben an das Dasein des einen Gottes, der in Ewigkeit in drei Personen war, ist und bleibt: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.«

Wir »glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes und Erlöser der Welt. . .« - »Wir glauben an die jungfräuliche Geburt, den stellvertretenden Versöhnungstod, die leibliche Auferstehung, triumphale Himmelfahrt und beständige Fürsprache des Herrn Jesus Christus und daß ER wiederkommt zur Entrückung seiner Gemeinde und zur Vollendung aller Dinge. Wir glauben an den Sündenfall des Menschen und an die Erlösung durch das Blut Christi als einziges Mittel zur Erlangung des persönlichen Heiles. Dieses als Bekehrung und Wiedergeburt bekannte Erlebnis ist ein Werk des Heiligen Geistes und erfolgt aufgrund von Buße und Glauben an den Herrn Jesus. Wir glauben, daß die Taufe durch Untertauchen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes an allen vollzogen werden soll, die rechte Buße getan haben und von ganzem Herzen an Christus als ihren Heiland und Herrn glauben. (. . .) Wir glauben an die Taufe in den Heiligen Geist nach Apg. 2,4 - >als Bevollmächtigung zum Zeugnis<.

Wir glauben, daß ein wahrer Christ . . . an der Frucht des Geistes (Gal. 5,22) erkennbar ist. (. . .)

Wir glauben, daß jeder wiedergeborene und getaufte Christ Glied einer lokalen biblischen Gemeinde sein soll.«

Wir glauben, daß Gott durch die Gaben des Geistes (1. Kor. 12,4-10) und durch die Ämter (Eph. 4,11-14) in der Gemeinde wirkt zum Nutzen und Zubereitung der Gemeinde. Wir glauben (auch), daß die Erlösung die Heilung von Krankheit durch göttliches Eingreifen einschließt (Mark. 16,17 f.; Jak. 5,14 f.).

Wir glauben an die Auferstehung: An eine ewige Herrlichkeit für alle, die das göttliche Heil in Jesus Christus durch Glauben annehmen, und an eine ewige Verdammnis für alle, die gleichgültig an Christus vorübergehen (Matth. 7,13 f; Offb. 20,12-15).« (Aus den »Glaubensrichtlinien«)

Glaube und Lehre der Pfingstler sind vor allem durch ihren Biblizismus geprägt. Dazu gehören bei den meisten der Glaube an die Verbalinspiration und die Auffassung, daß die Antworten auf sämtliche Lebensfragen in der Bibel zu finden seien. In Bezug auf die heilsrelevanten Wahrheiten gilt die Bibel als abgeschlossene Offenbarung Gottes.

Wenn im Pfingstlertum auch Prophetien und Visionen eine besondere Rolle spielen, dann werden sie verstanden als das Offenbarwerden des je aktuellen Willens Gottes.

Obwohl die Bibel als eindeutige Lehrgrundlage gilt, hat es in der frühen Pfingstbewegung einen ausgesprochenen Lehrstreit gegeben. Im Jahr 1914 entdeckten einige Pfingstprediger die besondere Macht des »Namens Jesu«, und sie glaubten, von der Apostelgeschichte her schließen zu können (Apg 8,16; 19,5), daß in neutestamentlicher Zeit nur auf diesen Namen getauft wurde. Also tauften sie vorher trinitarisch getaufte Pfingstler noch einmal auf den Namen Jesu allein, verwarfen auch die kirchliche Trinitätslehre und stellten eine modalistische »Oneness-Lehre« auf. Derzufolge war Jesus der Vatergott des Alten Testaments, der dann als Sohn und in der folgenden Kirchengeschichte als Heiliger Geist erschien. Als sich die meisten Pfingstler von dieser Lehre und Taufpraxis distanzierten, bildeten die antitrinitarischen Pfingstler eigene Denominationen (»Jesus-Only-Gruppen«).

Der pfingstlerische Glaube ist endzeitlich bestimmt. Das drückt sich in den immer wieder auftretenden apokalyptischen Visionen und Prophetien aus. Dies erklärt aber auch den Tatbestand, daß sich Pfingstler zwar im diakonischen Bereich einsetzen, jedoch keine christliche Ordnung in dieser Welt aufbauen wollen. Das intensive Glaubensleben innerhalb der »Gemeinde Jesu« genügt ihnen; es stabilisiert sie, indem es sie menschlich birgt und moralisch aufbaut und dadurch oft auch sozial aufsteigen läßt. Es vermittelt zudem eine gemeinsame Erlösungshoffnung: viele Pfingstler glauben an die Entrückung der Gemeinde gemäß 1 Thess 4,15 ff. Das Engagement für diese Welt spielt deshalb für Pfingstler nur eine untergeordnete Rolle. In der Dritten Welt verstehen sich viele Pfingstgemeinden dagegen geradezu als »Kirche der Armen« mit einem klaren sozialen Auftrag.

Der pfingstlerische Glaube ist erlebnisorientiert. Hier ist vor allem die Erfahrung des Geistwirkens zu nennen. Dies wird im Sinne von Lk 24,49 und Apg 2,2 als »Kraft aus der Höhe« verstanden, also in erster Linie als ein dynamisches Geschehen (»der Geist fällt«). Dieses »Ergriffenwerden« wird vor allem in den pfingstlerischen Erweckungsversammlungen erwartet und herbeigebetet, was diesen Versammlungen einen drängerischen Charakter verleiht (Erscheinungen von Massensuggestion und -manipulation).

Die Pfingstler haben ihr Verständnis des Geistwirkens in der Lehre von der Geistestaufe und den Geistesgaben zum Ausdruck gebracht. Die Geistestaufe begründen sie mit folgenden Bibelstellen: Mk 1,8 par.; vgl. Joh 1,33; Apg 1,5; Joh 3,5; ferner Apg 2,4; 8,14-17; 19,1-7. Sie wird beschrieben als »eine mächtige Kraft Gottes, die, nachdem der Mensch gerettet worden ist, in ihn eindringt und sich nach außen sichtbar macht durch das biblische Zeichen des Zungenredens«.

Die »Geistesgaben« - die nach Röm 12 und 1 Kor 12-14 bestimmt werden - gehören nach Ansicht der meisten Pfingstler zur geistlichen Ausrüstung eines jeden »geisterfüllten Christen«. Dabei werden die »außerordentlichen« oder »übernatürlichen« Gaben (Zungenrede, Prophetie, Heilung) besonders hervorgehoben, zuweilen auch methodisch eingeübt. Das Zungenreden erfährt eine Überbewertung, wenn es zum eigentlichen Zeichen der Geistesfülle im Gläubigen erklärt wird. Auch die Heilung gilt vielfach als »im Sühnetod Christi miteingeschlossen« (Parham); daher wird sie dem Heilungssuchenden verheißen bzw. ihm zugesagt, »wenn er nur fest glaubt«. Eine theologische Verarbeitung des Nicht-Geheilt-Werdens, die vor allem für den seelsorgerlichen Umgang von Bedeutung wäre, hat es bisher offensichtlich noch nicht gegeben.

Ein besonderes Charakteristikum der Pfingstbewegung ist die Einteilung des persönlichen Heilsweges in Stufen. Die der Heiligungsbewegung nahestehenden Gemeinschaften folgen dem dreistufigen Heilsweg (in Deutschland z. B. Gemeinde Gottes/Cleveland): Nach der Stufe der Bekehrung und Wiedergeburt folgt die Heiligung als Reinigung des Herzens. Als dritte Stufe schließt sich die Taufe mit dem Heiligen Geist an. Diejenigen Gemeinschaften, die den zweistufigen Heilsweg (Bekehrung und Geisttaufe) vertreten, verstehen die Heiligung als dauerhaften Vorgang, nicht als einen besonderen Schritt." (a.a.O. S. 145ff,)

Zusammenfassung
Bibliographie

Deutsche Nationalbibliothek

Index Theologicus

Kritische Links
Autoren Winfried Müller