Fraternitas Saturni
- Organisation
- Ordo Fraternitas Saturni
Die Fraternitas Saturni (F.S.) wurde 1926 in Deutschland vom Buchhändler Eugen Grosche im Kontext von Aleister Crowleys Versuch gegründet, 1925 die okkulte Leitung einiger deutscher Orden und Logen zu übernehmen, damit diese seine philosophisch-magische Religion Thelema propagieren würden.
Die Fraternitas Saturni bediente sich nur sehr selektiv bei Crowleys Schriften. In der Bruderschaft des Saturn war und ist man immer noch der Ansicht, der magische Einfluss des Neuen Aeons verlange, dass die Lehren Crowleys permanent den neuesten Erkenntnissen angepasst werden müssten. Folge ist, dass die Saturn-Rituale eine seltsame Mischung aus mittelalterlicher Magie, Astrologie und sehr wenig Crowley sind. Die in den 80ern aufgekommene Behauptung, die Lehren der F.S. hätten sich um "Feuer und Eis" gedreht, ist von Okkultisten in die Welt gesetzt worden, die kaum Kontakt mit der Gruppe hatten und wird seitdem fälschlicherweise unwidersprochen als Tatsache kopiert.
"Der bewusste Dienst am höheren Saturnprinzip aber bringt tiefste Erkenntnis. 'Luzifer' als Morgenstern [...] ist nicht nur der gefallene grosse Engel Luzifer, sondern auch der Bruder von Christus. Saturn in seiner höheren Oktave ist verkörpertes tiefstes Wissen um die Reife durch das Leid. Auch hinter seinem dunklen Tore steht die Erlösung. Saturnus - der Hüter der Schwelle - leuchtet dann im milden Lichte - verzeihender - jupiterhafter Güte, denn sein Symbol hat sich dann gedreht im Spiegelbild. - Bis dahin werden Aeonen vergehen.
In der astro-physikalischen Vereinigung wird Saturn in Jupiter eindringen in einer gewaltigen kosmisch-chymischen Hochzeit. Er wird den Kern des neuen so entstandenen Planetenwesens bilden gemäß der atomischen verschiedenen Struktur der beiden Planeten. Dann wird Güte die Härte mildern und ein goldenes Zeitalter heraufziehen in dem gewaltigen Rhythmus kosmischen Werdens.
In einem neuen Manvantara wird die Menschheit vom Leid des Kreuzes befreit sein" (Eugen Grosche, "Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst" 48, 1954). "Das Reich des mystischen Demiurgen Jupiter erzeugt in sich positive jovische Verformungen" (Grosche, "Blätter" 92, Berlin 1957).
Wie bei den O.T.O.-Thelemiten wird auch hier nicht nur die Erlösung des Einzelnen durch Thelema angestrebt, sondern gleichermaßen die Evolution der gesamten Menschheit, indem die Saturnianer an der "Erlösung des Erddemiurgen" mitwirken.
Fraternitas Saturni: Juste Cruci Suffixus Est
"Das Licht ringt mit der Finsternis. Der Sonnenlogos kämpft mit dem bleichen Demiurgen, mit Saturn, dem verlorenen Sohn, um die Herrschaft seines Reiches. – Zwei Planeten erst umkreisen unser Muttergestirn in enger Bahn, Merkur und Venus. Sie gelten nach esoterischer Lehre als erlöst, der Herrschaft des Saturns entronnen. – Auf dem nächsten der Planeten, auf unserer Erde, tobt seit Jahrmillionen der Kampf. Sie steht im bedeutungsvollen Schnittpunkt innerhalb der planetarischen Kette. Noch ist der Geist der Erde unerlöst. Noch stehen die übrigen Planeten im Dienste Saturns, dem dunkeln Engel. – In uns, in des Menschenbrust entscheidet sich die Schlacht. Jedes Ego, das zurück zum Vater, zum Logos findet, geht dem saturnischen Reich verloren, schwächt die Reihen des finsteren Heeres. Nach gnostischer Lehre handelt es sich hier um ein gewaltiges, geistiges, theonisches Prinzip, unausgesetzt bestrebt, den Erdgeist, und mit ihm die Menschheit, aus den Krallen des 'alten Drachen' zu befreien. Im wahrsten Sinne des Wortes ist hier eine welterlösende geistige Liebeskraft am Werke, ausgehend vom Vater, dem Logos unserer Sonne. Das Chrestosprinzip ist sein in Funktion befindlicher universeller Geist. […]
Nicht außer acht gelassen sei: Noch ist die Herrschaft Saturns keineswegs gebrochen, noch stehen ihm die marsischen Dämonien der brutalen Gewalt, das jupiterische Dämonium der materiellen Fülle, der irdischen Machtentfaltung zu Gebote, noch herrscht er hier auf Erden durch seinem Diener, dem Monde, und den lunarischen Dämonien. Auch die transsaturnischen Demiurgen des Neptun, des Uranus, des Pluto und vielleicht noch anderer Gestirne stehen ihm zur Seite. Noch sendet das negative Prinzip unablässig die dunklen Mahatmas, die Gewaltigen dieser Erde.
So gesehen, wird der unbarmherzige Kampf verständlich, der unter Menschen tobt, der selbst in den niederen Reichen der Natur seine Opfer fordert. Nicht die irre Laune des 'allmächtigen' Gottes bringt diese schauerlichen Gegensätze hervor, zwei Götter, zwei Kosmokraten ringen um die Herrschaft. – Der letzte Sinn dieses Kampfes, das große Warum, das ihm vorherging, freilich bleibt Mysterium" (Karl Spiesberger, "Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst", Heft 45, 1953).
Der seit 1950 in Kontakt mit der F.S. stehende Johannes Maikowski im Jahre 2010 zu diesen Zitaten:
"Die Wirklichkeit der FS war ganz anders. Als ich 1955 [dann] eintrat, hat mir Gregorius [= Eugen Grosche] Saturn als den Christengott, Gottvater, vorgestellt, weshalb ja die FS den Sonnabend, den Tag Saturns, also Gottes, besonders feiern würde; denn die FS sei ja die Bruderschaft Gottes.
Nun, inzwischen wissen meine Frau und ich, dass Gregorius einem jeden einzelnen im Geheimen das gesagt, was der zu hören erwartete.
Zwei entgegengesetzte Götter? Da wären wir ja bei der dualistischen Weltanschauung, die Gregorius bei mir als Katharer toleriert hat, im Grunde aber ablehnt.
Und dazu kommt, dass keiner in der FS bis heute aus diesen Aufsätzen eine Konsequenz gezogen hat. Und der Name Spiesberger hat ohnehin als einem der grössten Abschreiber […] neben Gregorius keinen guten Klang.
Und wenn man das alles, was in den Aufsätzen steht, wusste, warum hat man denn dann Saturnus weiterhin über alles gestellt, und die anderen planetaren Dämonen?"
Weiter Grosche: "In noch fernerer Zukunft wird der Sonnenlogos, nachdem er Helios, Vulkan, Venus und Merkur in sich aufgenommen hat, sich auch die Erde, die ihrerseits inzwischen Luna, Mars und die Asteroiden eingesogen hat, einverleiben.
Jupiter und Saturn werden dann als großes Doppelgestirn am Firmament stehen. Nachdem sich auch diese beiden verschmolzen haben, werden nur mehr Saturn und Sonne übrig sein, um sich zuletzt ebenfalls zu vereinigen. Damit hat sich dann Saturn, der dunkle Bruder der Sonne, das luziferische Prinzip, wieder mit dem Chrestosprinzip der Sonne verbunden. Der verlorene Sohn ist zum Vater zurückgekehrt. Kain und Abel sind versöhnt. Der große Einatmungsprozeß ist vollendet. Eine große Ruhepause wird folgen und nach dieser eine neue Weltauswicklung beginnen" (Grosche, Blätter Juni 1960, ehemals "Magischer Brief. Magia Cosmosophia" 9, Berlin 1930).
Zumindest dem Namen nach feiern einige Saturnianer auch eine Gnostische Messe, obwohl damit eigentlich ein freimaurerisches Ritual gemeint ist. Die saturnische Gnosis bietet eine Art Anleitung. Sperma–Gnosis findet nicht statt.
Von einer Gnostisch Katholischen Kirche im Stile von Theodor Reuss und Aleister Crowley hielt Eugen Grosche nicht viel. Zu Reuss' Meinung, der O.T.O. sei eine Gemeinde von "gnostischen Neo–Christen", meinte Grosche: "Die echte Gnosis hat mit der christlichen Lehre nichts zu tun [...] eine christlich orientierte Gnosis ist heutzutage genauso verwerflich wie ein religiöser Spiritismus." "Man kann kein Templer-Christ sein oder ein katholischer Gnostiker! Beides ist übler Mystizismus." Damit distanzierte sich Grosche von seinem Mitglied E.P.H. Barth [Amenophis], der meinte, die Gnostica Ecclesia Catholica sei eine ecclesiola in ecclesia, ein Kirchlein in der Kirche.
Grosches Phantasie über ein Weltliches Saturn-Kloster glich eher einem mittelalterlichen Kloster als einem Orden oder einer Kirche.
Die Saturn-Logen selber (im Gegensatz zum O.T.O. bezeichnet sich die F.S. generell als Loge) verleihen keine Priester- oder Bischofwürden. Deshalb suchen einige Exponenten Anschluss an die Wandernden Bischöfe oder Freikirchen, zum Beispiel an die Mariaviten.
1951 versuchte Grosche, seine F.S. erfolglos mit dem schweizer O.T.O. zu verschmelzen. Die Schweizer selber wollten Dachorganisation aller möglichen Okkultorganisationen werden. Wenige Wochen vor seinem Tode im Januar 1964 ernannte Grosche den 1925 geborenen Johannes Maikowski zu seinem Nachfolger. Dies stiess jedoch auf wenig Gegenliebe. Mehrere Spaltungen unter schnell sich folgenden neuen Grossmeistern lähmten die F.S.
Wie beim O.T.O. sind für die Mitglieder zwei Argumente wichtig, welches die "richtige" Nachfolgeorganisation sein könnte: die sogenannte magische Nachfolge von einem Oberhaupt zum nächsten und/oder die juristische.
Wenn heutzutage von der F.S. die Rede ist, dann meint man die berliner F.S. mit einer Mitgliederzahl im zweistelligen Bereich, da diese in Berlin seit 1957 im Vereinsregister eingetragen ist. Die Gründung eines F.S. e.V. unter Herausstellen eines Ortsnamens ("F.S. Ortsname e.V."), sowie dessen Eintragung im Vereinsregister des jeweiligen Amtsgerichts, steht jedoch jedem frei. Der Name muss sich lediglich vor Ort von anderen Gruppierungen unterscheiden, damit keine Verwechslungsgefahr auftritt.
Von der alten Fraternitas Saturni gibt es drei Splittergruppen:
- Fraternitas Saturni,
- Ordo Saturni,
- Communitas Saturni.
Die Fraternitas Saturni gilt im deutschsprachigen Raume seit den frühen 70er Jahren in den Medien als eine der skandalösesten Geheimorganisationen, was ihre Ursache in unsorgfältigen und sensationsgierigen Berichten hat. Dies trifft natürlich ebenso auf den schweizer O.T.O. zu. Bei beiden führten die Boulevardskandale zu starkem Mitgliederschwund.
In ähnlicher Weise wird die F.S. innerhalb der kleinen okkulten Szene Deutschlands gerne diffamiert. Und zwar vor allem von enttäuschten Ex-Mitgliedern, die sich in ihren virtuellen feuilles de fromage künstlich aufregen: Ein oder zwei Protagonisten generieren verschiedene Internet–Personae, um sich in der aufgeregten und jovialen Manier der Boulevardisierung (Rührung, Empörung, Skandalisierung) gegenseitig, also sich selber, in einigen Chat-Foren ihre Stichworte zuzuschanzen.
- http://www.parareligion.ch/saturn.htm
- Zur Skandalisierung in den Medien: http://www.parareligion.ch/2007/fs/saturnius.htm