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Gnostische Messe

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Kurztext

Gnostische Messe à la Aleister Crowley

Eine Gnostische Messe ist keine Schwarze Messe. Für letztere bräuchte es einen katholischen Priester, der die Transsubstantiation vornehmen kann. Im O.T.O. gibt es jedoch keine katholischen Priester. Nur ein solcher kann die Wandlung, die Transsubstantiation von Brot und Wein in den leiblichen Körper und das leibliche Blut Jesum vollziehen. Eine Schwarze Messe bezieht sich im­mer auf eine von einem katholischen Priester gewandelte Hostie als Realprä­senz des Sohn Gottes. Nur in diesem Zusam­menhang kann auch von einer Hostienschändung gesprochen werden.

Haupttext

Die Hostie bei den Thelemiten wird nach einer bestimmten Rezeptur hergestellt und wandelt sich nicht in den Leib Christi. Die Bestandteile der Lichthostie fin­den sich in Aleister Crowleys "Buch des Gesetzes", dem "Liber AL":

"Als Duftstoff mische Mehl & Honig & dickflüssigen Bodensatz roten Weins: dann das Öl des Abramelin und Olivenöl, hernach mach es weich und glätte es mit vollem frischem Blut. Das beste Blut ist das des Mondes, monatlich [also Menstruationsblut]: dann das frische Blut eines Kindes [Sperma], oder Tropfen vom Meßopfer des Himmels [Vaginalsekret]; dann das von Feinden; dann das des Priesters oder der Anbeter; schließlich das irgendeines Tieres, gleich von welchem. Dies erhitze: daraus mache Kuchen & iß sie für mich."

Die Hostie à la Crowley kann auch außerhalb einer Gnostischen Messe hergestellt und zu den verschiedensten Zwecken verwendet werden. Die thelemitische Hostie enthält die gnostisch und magisch relevanten Körpersäfte, die also magisch geladen sind und so zu einem sexualmagischen Transportmittel des magischen Willens werden. Aufgepeppt mit gnostischen und ägyptischen Worthülsen. Anstatt dass in einer Transsubstantiation die Real-Präsenz Christi eintritt, befindet sich in der thelemitischen Hostie eine thelemitische Gottheit: der aus der ägyptischen My­thologie herausgeklaubte Horus, das "Kind des Neuen Aeons". Jedoch nicht Christus.

Die Vermischung von Sexualsekreten und Blut zur Hostie wird von einigen Thelemiten auch als Zeugung eines gewünschten "Etwas" betrachtet, und nicht als Transsubstantiation. Ob zu magischen Zwecken oder in der Eucharistie à la Crowley: Die Hostie muss konsumiert werden.

Für Thelemiten ist der Moment der Umwandlung erst, wenn die Hostie konsumiert, also gegessen wird. Durch Körperkontakt. Die Ho­stie verwandelt sich nicht selber, sondern sie verändert den Konsumenten durch den Kontakt mit dem Speichel, durch das Kauen, die Magensäure. Das ist die Ver­wandlung, das Einswerden der Hostie mit dem Konsumenten. Das muss nicht während einer Messe sein, sondern kann während eines Einweihungsritu­als oder in einem anderen Ritual geschehen.

Zusammenfassung

Die Gnostisch Katholische Messedes O.T.O. kann öffentlich, also auch für und mit Nichtmitgliedern, abgehalten werden. Man könnte also sagen, dass sie als Lockvogel für den O.T.O. dient.

Bibliographie

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Quellenlinks
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Autoren Peter-R. König