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Chinmoy Sri

GND-Nummer

118849883

Oberbegriff
  • Person
Synonyme
  • C. K. G.
  • Sri Chinmoy
  • Ghose, Chinmoy Kumar
  • Chinmoy Kumar Ghose
  • Kumar Ghose, Chinmoy
  • Chinmoy
  • Chinmoy, Sri
Verwandte Begriffe
Kurztext

Indischer religiöser Führer, Künstler und Sportler. Begründer der Sri Chinmoy-Bewegung.

Haupttext

Das Folgende ist das Konspekt der Veröffentlichung " Guru Chinmoy und die Sri-Chinmoy-Bewegung ." von Thomas Gandow:

Das Leben Sri Chinmoys

Die Bewegung geht auf den Bengalen Chinmoy Kumar Ghose (Ghosh) zurück, der sich selbst als der "Geistige Vater Deutschlands" und der "Meditationslehrer der UNO" bezeichnet. Er wurde 1931 in der Nähe der Stadt Chittagong (Bengalen) geboren. Er wurde sehr früh Waise und kam in den Ashram des Sri-Aurobindo. Dieser Ashram war eine Gründung des bengalischen Brahmanen Aurobindo Ghose und wurde von der "okkult gesinnten, aus Europa stammenden frühen Anhängerin Aurobindos" (S.8), der späteren Partnerin Aurobindos geleitet. Chinmoy blieb über 20 Jahre in diesem Ashram. "Bis in seine heutigen Ausdrucksformen hinein zeigt sich Chinmoy vom Aurobindo-Ashram und Aurobindos "Integralem Yoga" geprägt. Hier sollte es ja um die Integration von künstlerischen, sportlichen und religiös-spirituellen Impulsen gehen, ..." (S.8)

Chinmoy wurde vom Geist dieses Ashrams geprägt, obwohl er das "Transzendieren" quantitativ verstand, d.h. "höher, weiter, schneller" als alle anderen. Damit wurde die Universalität des Evolutionsgedankens, den Aurobindo in den Hinduismus einbrachte, zum banalem Rekordstreben verwässert. Chinmoy verließ 1964 den Ashram und kam in die USA, wo er im Indischen Konsulat arbeitete. Etwa ab 1967 begann er öffentlich aufzutreten, sammelte Schüler. Sein Missionserfolg ist aber eher mäßig geblieben. Thomas Gandow beurteilt das so:

"Heute gibt es weltweit höchstens 1500 "Schüler" des Gurus Chinmoy, die in etwa 60 Zentren in den USA, Australien, Deutschland und der Schweiz zusammengefaßt sind." (S. 10)

Thomas Gandow weißt darauf hin, daß Chinmoy in Deutschland offensichtlich erfolgreicher gewesen ist. 1990 wurden etwa 300 feste Mitglieder geschätzt. Nach dem Fall der Mauer war Chinmoy einer der ersten, die gen Osten expandierten. So wurden unter dem Vorwand sportlicher Aktivitäten Kontakte zur damaligen FDJ und anderen Organisationen geknüpft. "Auch bis in die "Provinz" hatte der massive Werbeeinsatz der Chinmoy- Bewegung gleich bei der öffnung der DDR gewirkt: Regelmäßig tagte man Monate lang in einem Ev. Gemeindehaus in Jena, in anderen Orten wurden die neuentstandenen "Kulturhäuser" oder "Häuser für Demokratie und politische Bildung" gern von der Gurubewegung genutzt." (S. 13) Mitte der neunziger Jahre will die Grurubewegung in Deutschland den ersten Tempel für den Guru in Heidelberg bauen. Allerdings scheint die Ausführung des Projektes noch am Geldmangel zu leiden. (vgl. S. 13)

Die Lehren

Im Mittelpunkt der Lehre steht die Meditation und die Einübung in dieselbe. Man soll mindestens einmal täglich meditieren, besonders früh. "Ich erwarte, daß alle meine Schüler am Morgen vor sechs Uhr dreißig meditieren. Zwischen zwei und sechs Uhr dreißig morgens konzentriere ich mich auf alle meine Schüler." (S. 14)

Die Meditationstechnik ist dreigegliedert in "Konzentration" (dharana, Konzentration des Denkens auf einen Punkt), in "Meditation" (dhyana, Aufhebung des Gegensatzes zwischen Meditierenden und Objekt der Meditation) und "Kontemplation" (samadhi, die Einheitserfahrung). Chinmoy gibt detaillierte Anweisungen in seinem "ABC der Meditation". Grundlage sind Atemübungen und visuelle Konzentration auf das Bild des Meisters. "Dieses Bild stellt für jeden Sucher, der mich als seinen Guru angenommen hat, den Supreme dar." (S. 18) Chinmoy läßt sich als Gott meditieren!!!

Sri Shinmoy aus der Sicht eines deutschen Buddhisten

Andreas Giesen

Ehemals Auschnitt aus einen Newsgroup-Posting.
Neu überarbeitet im November 2000

Es folgt meine persönliche Bewertung der Sri Chinmoy-Bewegung in Zusammenhang mit meinen Erfahrungen und Kenntnissen von Buddhismus und Hinduismus. Die Bewertung ist nach einer Auswertung der Positionen von T homas Gandow (das Exzerpt in RELIGIO und das Buch über Chinmoy, daß mir Gandow geschickt hat) und der Argumentationen einiger SchülerInnen Chinmoys entstanden. Außerdem spielen meine Kenntnisse über den Buddhismus (speziell den tibetischen Buddhismus/Diamantweg) und Hinduismus eine Rolle. Eindrücke und Erfahrungen aus Chinmoy-Meditationen und Buddhistischen Meditationen haben meine Bewertung beeinflusst.

Sri Chinmoy

Eine hinduistische Guru-Bewegung, die sich von anderen Guru-Bewegungen im wesentlichen durch die Konzentration der Missionsarbeit auf den Westen unterscheidet.

Gemein mit anderen hinduistischen Bewegungen hat sie folgendes:

  • die Ausrichtung und Konzentration auf einen Meister/Guru (Meister- Meditationen, Gehorsamkeitsanspruch, die Erlangung der Erlösung durch den Meister als Kanal zum göttlichen "Supreme")
  • die eher transzendentale Meditation, die auf schnelle Ergebnisse, Grenzerfahrungen und Gotteserfahrungen aus ist

Durchaus positiv zu sehen ist das Ziel des Weltfriedens, das auch ernst gemeint zu sein scheint. Auch in der Gemeinschaft spielt Frieden offensichtlich eine zentrale Rolle.

Die Ablehnung der Guru-Bewegungen durch die christliche Kirche, wie von Thomas Gandow vertreten, ist im allgemeinen aus christlicher Sicht verständlich. Die Ziele der Bewegungen widersprechen dem westlich- verstandesmäßigen Denken und vor allem der Ausrichtung auf den einen Gott. Die Position der Kirche stellt sozusagen den Gegenpol zur Auffassung der Chinmoy Anhänger dar -- die "Wahrheit" liegt meiner Meinung nach irgendwo dazwischen.

Die Kritikpunkte, die ich persönlich an der Chinmoy-Bewegung habe (wobei einige davon normale hinduistische Sichtweisen sind):

  • die Ausrichtung auf einen Guru als einzigem Weg zu etwas göttlichem führt zu einem Abhängigkeitsverhältnis zu dieser Person. Das ist nicht die Vorgehensweise eines Erleuchteten, sondern von einem Guru mit Ego.
  • die subtile Missionsarbeit, die die selbstständige Entscheidungsfähigkeit, ob verstandes- oder gefühlsgeleitet, untergräbt, ist ein Ansatz von Gehirnwäsche.
  • die ständige Kontrolle seiner Schüler durch Chinmoy mit Hilfe "okkulter Schau" kann leicht zum Kontrollmittel durch Angst werden, wobei die Kontrolle sich nicht auf die Meditationsdisziplin beschränken muß.
  • der Rückzug vom allgemeinen Leben in die religiöse Gemeinschaft, am besten für immer, kann zu Unselbständigkeit und Realitätsferne führen.
  • die Trennung der Mitglieder der Bewegung von ihrer Familie führt zu Leid

Insgesamt frage ich mich, wem diese Bewegung wirklich dauerhaft einen Nutzen bringt. Es mag eine kurzfristig angenehme Lebensform sein, aber auf lange Sicht ist ein kritischer Geist und eine realitätsnaher aber in sich ruhender Geisteszustand für alle Beteiligten sinnvoller.

Buddhismus

Meine Vorstellungen vom Buddhismus sind dagegen (verkürzt und auf wenige Schwerpunkte beschränkt):

  • Meditation als Weg zur Entfaltung des vollen menschlichen Potentials zum Nutzen aller, was durchaus ein langer Weg sein kann.
  • vom Grundsatz her keine Ausrichtung auf personifizierte Götter, zumindest sind Götterzustände kein erstrebenswertes Ziel, da sie eher egobezogen sind und kein letzendliches Glück bedeuten
  • Der Lama (im tibetischen Buddhismus) ist ein spiritueller Lehrer, auf den man sich einläßt, der versucht einem den eigenen Weg zu zeigen (den man dann selbst gehen muß), aber der keinen Absolutheitsanspruch hat (man kann, wenn man damit zurecht kommt, viele Lehrer haben).
  • Der Buddha sagte: "Glaubt mir kein Wort, bloß weil Euch das ein Buddha sagt, sondern überprüft selbst, ob es mit Eurer eigenen Erfahrung übereinstimmt"
  • Die letztendliche Zuflucht im Buddhismus ist kein Lehrer und auch kein Buddha - sondern der eigene Geist, das eigene Potential. Der Buddha wollte, daß man wird wie er, nicht, daß man ihm folgt.
  • der Buddhismus ermöglicht es dem westlichen Menschen, mitten im Leben zu stehen, und den normalen Alltag als Teil seines Weges zu betrachten. Dabei entwickelt man menschliche Reife und wird sowohl nützlicher für andere Menschen als auch selbst glücklicher.
Zusammenfassung

Nach hinduistischem Verständnis ist Guru die Bezeichnung für "Sprititueller Lehrer". Der Anspruch Chinmoys geht aber darüberhinaus. Er sieht sich als "Avatar", als herabgestiegene Erscheinung des Gottes Brahma. Aus diesem Anspruch ergibt sich dann auch sein Verhältnis zu seinen Jüngern: Wenn er Gott ist, dann kann er absoluten Gehorsam verlangen. Und in der Tat spielen Gehorsamkeitsübungen in der Chinmoy-Bewegung eine bedeutende Rolle. Diese Gehorsamkeitsübungen werden als Mittel der Indoktrination benutzt und sind auf Angst gegründet: "Ich sage euch, euer Guru hat ein bißchen okkulte Schau, und diese Schau ist sehr wirksam. Ich kann ohne weiteres sehen, was ihr tut, und ich werde euch in der inneren Welt ertappen." (S.25) Gleichzeitig werden die Anhänger aufgefordert, zu "Transzendieren", d.h. nach der Meditationsmethode des Kundalini Yoga, die Chinmoy lehrt, Grenzerfahrungen zu suchen. "Es ist auch den Erfahrungen z. B. von Langstreckenläufern bekannt, wie die Ueberwindung von "toten Punkten" und die Suche nach "Grenzerlebnissen" am Rande der körperlichen Leistungsfähigkeit zu gesteigerten, u.U. rauschhaften Eindrücken und Erlebnissen führen kann. Die biologischen Voraussetzungen und Abläufe dieser Erlebnisse sind heute relativ gut erforscht." (S. 33) Chinmoy bietet nun mittels solcher Erlebnisse eine Gotteserfahrung im Schnellverfahren an, wobei diese durchaus auf der Grund für die Attraktivität des Gurus sein können. Die gehorsame Einübung in diese Form der Meditation löst ein psychisches Abhängikeitssyndrom aus.

Bibliographie

Deutsche Nationalbibliothek

Index Theologicus

Kritische Links
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Autoren Winfried Müller
Geändert 22.02.2021