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Sahaja-Yoga

GND-Nummer

4297588-8

Oberbegriff
Synonyme
  • Sahaj-Marg
Verwandte Begriffe
Kurztext

Neohinduistische Sekte und Selbsterfahrungsgruppe, gegründet von Shree Mataji (=große Mutter) Nirmala Devi (1923-2011).

Haupttext

Was ist nun Sahaja-Yoga? Eine Sekte? Oder nur eine Form traditionellen hinduistischen oder buddhistischen Glaubens? Beides ist nachweisbar. Einerseits stellt sich Sahaja-Yoga als eine relativ junge indisch-esoterische Meditationsgruppe dar, die nach eigenen Aussagen 1970 von Shri Mataji (=große Mutter) Nirmala Devi , der Frau eines wohlhabenden indischen UNO-Gesandten, gegründet wurde. (vgl. hierzu die Selbstdarstellung der Gruppe. Andererseits griff Frau Mataji die spirituelle Tradition ihrer bengalischen Heimat auf und verband ihre "Selbsterlösungstechnik" mit der reichen bengalischen Meditationstradition des Hinduismus und Buddhismus. Auf diese Weise führte sie den Autoritätsbeweis für ihren selbsterschaffenen Erlösungsweg. Der Hinduismus und der Buddhismus sind Weltreligionen, deren Seriosität und Integrität außer Frage stehen. Indem sie ihren neugeschaffenen Kult mit den seriösen religiösen Traditionen des Hinduismus und Buddhismus verband, erreichte sie, dass sie bei kritischen Fragen immer auf die reichhaltigen Traditionen dieser beiden Weltreligionen verweisen konnte, ein Trick, den auch andere Indosekten anwenden. Durch ihren Mann, der ja UNO-Gesandter war, hatte sie Zutritt zu den nichtstaatlichen Organisationen der Welt. Es sieht so aus, als ob sie die Beziehungen und den Vertrauensbonus, der sich mit dem Amt ihres Mannes verband, für ihre "spirituellen" Sehnsüchte genutzt hat.

So benutzte sie die 4.Weltfrauenkonferenz am 13. September 1995 in Peking, um sich und ihre Form der Spiritualität darzustellen. Dabei stellte sie die Forderung auf: Wir brauchen ausgeglichene Frauen für eine ausgeglichene menschliche Rasse mit innerem Frieden .

Der Weg zu diesem Ziel sei: Kundalini und Sahaja-Yoga

Zum Zwecke unserer Evolution und unseres spirituellen Aufstiegs gibt es eine in uns ruhende Kraft, die im dreieckigen Knochen am Beginn unserer Wirbelsäule ruht. Diese Kraft ist als Kundalini bekannt. Obwohl das Wissen über diese Kraft schon seit Tausenden von Jahren in Indien vorhanden ist, wurde die Erweckung der Kundalini üblicherweise nur individuell durchgeführt ... Die Existenz dieser alles durchdringenden Energie wird vor der Realisation nicht wahrgenommen, nach der Selbstverwirklichung jedoch kann man diese Energie auf seinen Fingerspitzen, auf den Handinnenflächen oder über dem Scheitel spüren. Außerdem ist dieser Vorgang spontan, ”Sahaja”. ”Saha” bedeutet ”mit” und ”ja” heißt ”geboren”. Gemeint ist, daß das Recht jedes einzelnen menschlichen Wesens auf die Verbindung mit der alles durchdringenden Kraft der göttlichen Liebe ein Geburtsrecht ist. Unsere mentalen Energien sind beschränkt. Unsere beschränkte mentale Energie ist eine lineare Bewegung und hat keine Basis in der Realität - sie erreicht einen bestimmten Punkt und hört dann auf. Von dort wird die Energie immer wieder zurückgeworfen - und diese ganze lineare mentale Bewegung fällt, manchmal als Strafe, wieder auf uns zurück. Wir brauchen daher mehr Energie, höhere Energie, tiefere Energie, und aus diesem Grund muss dieses Ereignis stattfinden. Ich habe im Westen viele Menschen getroffen, die wahre Sucher sind und von der Künstlichkeit des westlichen Lebens die Nase voll haben. Allerdings wussten sie manchmal nicht, wonach sie suchen sollten und machten viele Fehler. Sie gingen zu falschen Gurus, die ihnen viel Geld abnahmen. Sie wurden bankrott oder trugen geistigen und körperlichen Schaden davon.

Chakras

Die hier dargestellten sieben Energiezentren werden mit den Weltreligionen gleichgesetzt. Dabei ist der Scheitel (hier als farbige Krone dargestellt) das sog. Kalki , die endgültige Inkarnation Vishnus in der Person von Shree Mataji Nirmala Devi. Im Nirmala Vishva Dharma werden alle Weisheiten und alle Glaubensrichtungen zusammengefasst. Damit stellt sie nach Ansicht von Sahaja Yoga die höchste und vollendetsten religiöse Entwicklungsstufe dar.

In ihrer Botschaft argumentierte sie mit einem einfachen Klischee, dem der "Künstlichkeit des westlichen Lebens" von dem man einfach die Nase voll haben müsse. Ausweg aus dieser Künstlichkeit sei eine höhere "Spiritualität", für deren Erfahrung besonders die indische Kultur prädestiniert sei. Nur sie sei in der Lage, alle gravierenden Probleme der westlichen Welt zu lösen und ein Leben in Glück und Frieden zu gewährleisten. Obwohl dieses Konzept sehr verlockend und einfach klingt, ist die Realität eben doch komplexer.

Obwohl sie sich seit 1970 ausschließlich der Verbreitung ihrer Meditationstechnik zur Erweckung der spirituellen Macht (Kundalini) widmete, Zentren in über 75 Ländern gründete, hat sie objektiv gesehen, nicht viel bewirkt. Sie hat zwar Anhänger um sich gesammelt, die ihre krude Selbsterlösungstechnik als Weg zum physischen und emotionalen Gleichgewicht und Wohlbefinden (So in einer Werbeschrift aus Dresden, die dem Autoren vorliegt) weiterverbreiten.

Doch dürfte die aktive Anhängerschaft wohl sehr klein sein. In der Literatur wird von einigen Tausend in ganz Europa gesprochen. In Deutschland werden 18 und in Österreich 23 Kontaktadressen angegeben In Rumänien wurden 2002 30 Adressen angegeben, usw. Das sieht auf den ersten Blick hin sehr gewaltig aus, doch analysiert man die Adressen, so ergibt sich, dass diese Adressen in vielen Fällen Adressen von Vortrags- oder Hörsälen waren, in denen ein wöchentliches Meeting, bei dem der Regionalchef einen Vortrag hält, stattfand. Das ist auch in Dresden so gewesen. Die 2002 in http://www.sahaja-yoga.de/veransta.htm angegebene Kontakttelefonnummer war laut Telefonbuch von Dresden der Privatanschluss eines Herrn Fürwitt aus Dresden, die Gruppe traf sich im Film- und Kulturzentrum PENTACON, Dresden, Schandauerstr.64 einmal wöchentlich. Hier wird eine Besonderheit des Internets deutlich, nach der sich auch kleinste Gruppen, die "auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Dame" gegründet wurden, sich so darstellen können, als würde es sich hierbei um Massenorganisationen handeln. Wenn dann noch veritable Namens- und Funktionsträger hinzu kommen, so kann der unvoreingenommene Leser vermuten, hier würde es sich um eine weltweit operierende religiöse Organisation handeln.

Wenn man allerdings die Literatur im Netz auswertet, dann ist die durchaus positive Selbstdarstellung nicht unwidersprochen. Sahaja-Yoga stellt sich mir als esoterische indische Gruppe dar, die durchaus die Kriterien einer Sekte erfüllt. Durch die Meditation vor einem Bild von Nirmala Devi soll der Körper von Krankheiten geheilt und Unreinheiten sollen ausgetrieben werden. Durch das Versprechen der Gruppe, selbst unheilbare Krankheiten besiegen zu können und die ausschließliche Konzentration auf Shree Mataji Nirmala Devi und deren Lehre können Anhänger durchaus in psychische Abhängigkeit von dieser "Meditationstechnik" geraten.

Steve Birks beschrieb 2002 in  http://www.netcentral.co.uk/steveb/cults/sahaja.html (Quelle existiert nicht mehr!) die Gruppe so:

Sahaja-Yoga

von Steve Birks (übersetzt von Winfried Müller)

Sahaja bedeutet im Sanskrit: "einfach" oder "natürlich".

Kein Kult hat es gern, ein Kult genannt zu werden, aber das Wort ist für die mittleren und berufsmäßigen Anhänger von Sahaja Yoga besonders beleidigend. Nichtsdestoweniger verdunkeln Geschichten von getrennten Familien, von Kindern, die zu fünft in Sahaja-Internate geschickt wurden, und die Größe von Schenkungen, die von Anhängern ihrem Guru Mataji gemacht wurden, fortgesetzt das Bild dieser Bewegung. Die Schüler meditieren vor Bildern von Mataji, die sich insgeheim als der Heilige Geist, Christus, Adi Shakti, die Frau Krishnas und die Jungfrau Maria bezeichnet. Sie werden auch ermutigt, Videos von Mataji anzusehen, Pilgerreisen zu ihrem Palast in der Nähe von Poona in Indien zu unternehmen, wo sie manchmal Massenhochzeiten durchführt.

Sie ist die Frau eines wohlhabenden indischen UN-Gesandten, obgleich weder er noch ihre Kinder Mitglieder der Bewegung sind. 1986 bezahlten englische Anhänger 300 000 Pfund Sterling dafür, dass die Bewegung ein herrschaftliches Anwesen in der Nähe Cambridges kaufen konnte. (Fünf Jahre später wurde dem eindrucksvollen Portefeuille an Eigentum eine italienische Burg hinzugefügt.) Sahaja Yoga umfasst die körperliche Erweckung des "Kundalini", welches die sieben "Chakras" des Körpers durchzieht. Schuhdrücken, Zitronen und Chilli werden dazu benutzt, die "Energie-saugenden Dämonen" zu bekämpfen. Zitat: "Wir sind nicht dazu da, Menschen zu verändern oder zu werben. Wir glauben, dass Sahaja durch und durch Freude ist. Wir ermutigen die Familienkreise und denken, dass das Glücklichsein die wunderbarste Sache auf der Welt ist." (Der Führer der Worcester Sahaja Gruppe als Antwort auf eine lokale Titelseitenstory über die Sahaja-Bewegung) Vaisnava-Sahajiya war ein Mitglied einer esoterischen Hindu-Sekte, die sich auf Bengalen konzentrierte und die religiöse Erlebnisse durch die Welt der Sinne, speziell der menschlichen sexuellen Liebe suchte.

Sahaja (Sanskrit: "einfach" oder "natürlich") war als System der Verehrung in den tantrischen Traditionen des Hinduismus und Buddhismus seit dem 8. - 9. Jahrhundert in Bengalen allgemein verbreitet. Die göttliche Liebe zwischen Krishna und Radha wurde durch die Dichter Jayadeva (12. Jhdt.), Candidas und Vidyapati (Mitte des 15. Jhdts) gefeiert und es wurden Parallelen zwischen der menschlichen und der göttlichen Liebe durch Caitanya und seiner Nachfolger in der Mystik des 15. - 16. Jahrhunderts herausgearbeitet.

Der Vaishnava-Sahajiya-Kult entwickelte sich seit dem 17. Jahrhundert in die Richtung einer Synthes dieser verschiedenen Traditionen. Vaisnava-Sahajiyas entwickelte "parakiya-rati" (wörtlich: "die Liebe eines Mannes zu einer Frau, die rechtmäßig einander gehören") zu einem svakiya-rati (eheliche Liebe) die für die Zwei intensiver ist. Parakiyarati, so sagte man, wurde ohne Beachtung der gesellschaftlichen Konventionen oder des persönlichen Gewinnes erlebt und so war sie der göttlichen Liebe ähnlicher. Radha wird als das Ideal der parakiya-Frau vorgestellt und die Vaisnava-Sahajiyas versuchten niemals (so wie es einige Sekten des Vaishnavismus taten) sie als die Frau von Krishna vorzustellen.

Die Vaisnava-Sahajiyas wurden von den anderen religiösen Gruppen mit Missfallen angesehen und wirkten im Geheimen. In ihrer Literatur pflegten sie vorsätzlich einen hoch rätselhaften Stil. Wegen der extremen Heimlichkeit des Kultes ist über seine Verbreitung oder seine Praktiken heute wenig bekannt.

Zusammenfassung

Kritik

Sahaja Yoga and Shattered Dreams

by a critic of Sahaja Yoga, the adress is RELIGIO known

Most, if not all, of us who enthusiastically embraced Sahaja Yoga did so because we genuinely believed that it was the true spiritual path to a higher consciousness, resulting an an ideal society free of the ego- madness, hypocrisy, greed, lust for power, cruelty, and spiritual illness that we saw around us both in politics and in organized religion.

And what do we find? We find all that and more inside Sahaja Yoga. We find a rigid hierarchy, with mataji at the top acting as a cruel, capricious dictator, ripping apart families, subjecting her followers to cruel and unusual mental and emotional punishment. We find leaders appointed by mataji who do the same, berating devotees for imaginary faults, meting out punishment to children...

Leaders in Sahaja Yoga receive special privileges, especially male leaders. They have access to mataji, they have the best accommodations, they eat first, they are pampered by adoring young female disciple, and no one (i.e., none of the rank-and-file) is allowed to question their authority. Speaking out against a leader or a leader's actions is forbidden by mataji - though some people eventually do.

We find financial scandal - I refer here especially to mataji's theft of Jose Etchepareborda's 300,000 Swiss francs that she claims either (a) he never gave her, or (b) that the money was a gift, not a loan. We find mataji accumulating real-estate and expensive gifts of gold and jewelry just like the other "false gurus" she so vehemently condemns. Sahaja Yogis are constantly being asked to contribute money for poojas, money for "projects in India," and money for gifts for mataji.

We find fear tactics - "If you leave Sahaja Yoga, if you say anything negative about SY or mataji, you will lose Divine protection and terrible things will happen to you - accidents, terminal illness, madness, ruin. if you are "negative" you may be ordered to give up your children, you may be sent to another ashram, you may be ordered to divorce.

We find the exploitation of women, who are blamed for any and every (imaginary) thing wrong with their children or their husband. Women in Sahaja Yoga are turned into domestic slaves, made to cook, clean, wash and iron endless piles of laundry, look after the children (often other people's children), prepare the poojas, serve the men, eating only after they do (in most countries) all for no pay and no reward. Then we find them berated, screamed at by mataji and by male leaders - Guido Lanza in Rome and Arneau de Kalbermatten in Switzerland are 2 outstanding examples of this kind of behavior.

When we embraced Sahaja Yoga, we were seeking the Truth. Instead we have been fed lie upon lie. Many of the lies are up front, at first contact. One of the first ones is "You can't pay for your realization." But you sure pay, and pay, and pay once you've got it! New people are kept in the dark about the true beliefs of Sahaja Yoga until they are sufficiently hooked. And once they are in, the lies continue. One mother reports that she was told that she had to leave her child in Rome "because her child had the worst vibrations of all the children there." Later she finds out that another mother was told exactly the same thing. White becomes black, and black becomes white. Cruelty becomes compassion, compassion becomes cruelty. When mataji acts cruelly, we are told that is for our own good. This is typical of situations domestic abuse, incidentally.

We are told that Sahaja Yoga can cure all diseases. But when that doesn't happen, we are told that it was the person's own fault. Mathias Kaluzny was forced to divorce the wife he loved, and later died of a heart attack. Then mataji turns around and calls him a "stupid man," after he had sacrificed everything for Sahaja Yoga. A wealthy American supporter, Betty Hubbell, develops a brain tumor, and is then rejected by mataji, who accuses her of not showing proper respect for the Devi because she (Betty) gave mataji an umbrella built for two, so mataji and Mr. Srivastava could walk together in the rain. "Stupid woman..." Michael Knight from Toronto, whose homosexuality was purportedly "cured" by mataji, develops full-blown AIDS. At the time, he is living in mataji's home and acting as her unpaid personal secretary. He is ejected, and mataji personally instructs leaders to have nothing more to do with him. He dies with no support or even a word of kindness from mataji or Sahaja Yogis. And on, and on, and on... In Sahaja Yoga, history is constantly revised to suit mataji and mataji's purposes and false claims.

This was not what we dreamed of when we embraced Sahaja Yoga.

Bibliographie

Deutsche Nationalbibliothek

Index Theologicus

Literaturliste zu Sahaja-Yoga

  • Bernhard, Wolfgang. Jnanadeva. Menschwerdung der göttlichen Weisheit. Interlaken: Ansata Verlag, 1991.
  • Chugh, Deepak. Effect of Sahaja Yoga Practice on Patients of Psychosomatic Diseases. MD Thesis, University of Delhi, 1987.
  • Duadani, Usha, Rai, Umesh et.al. Computerized EEG. Analysis of Epileptic Patients Practicing Sahaja Yoga. In: Epilepsia, Vol. 32, 27; Delhi, IEC, 1991
  • Hackl, Wolfgang. Effekte von Sahaja Yoga. Dissertation, Uni Wien, 1995
  • Rai, Umesh. Medical Science Enlightened. New Insight into Vibratory Awareness of Holistic Health Care. New Delhi: Life Eternal Trust, 1993.
  • Rai, U.C., Sethi, S., Singh, S.H.: Some effects of Sahaja yoga and its role in the prevention of stress disorders. In: Journal Int. Med. Sciences pp 19-23, March 1988.
  • Reddy Kankanala, Silvia. Die Guru-Shishya-Parampala oder die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler im indischen 'Privat-Musikunterricht' aus der Sicht von Sahaja Yoga. Diplomarbeit an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien, 1996.
  • Sethi, Sandeep. Physiological Effects of Kundalini Awakening by Sahaja Yoga. Thesis for Doctor of Medicine. University of Delhi, 1986.
  • Verez, Gwenael. La Mère et la Spiritualitè. La vérité confisquée. La voie retrouvée. Paris, Éditions Publisud, 1995.
  • Wadhwa-Schmidt, Erika. Dharma und Wirtschaft - neue Werte in der Unternehmensführung. Diplomarbeit der WU Wien, 1991.
  • Wiebus, Hans-Otto: Sahaja Yoga. In: Lexikon Jugendkulte München: Wilhelm Heyne Verlag, 1995, S. 202f.
Quellenlinks
Autoren Winfried Müller
Geändert 23.02.2021