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Religiolexikon

Völkische Religion

GND-Nummer

4786714-0

Oberbegriff
Synonyme
  • Germanen und Oden
  • Hammerbund
  • Thule-Gesellschaft
  • Deutschreligiöse Gemeinschaft
  • Deutschreligiöse Bewegung
  • Deutschgläubige Gemeinschaft
  • Nordische Glaubensbewegung
  • Germanenbund
  • Midgardbund
  • Kampfring Deutschen Glaubens
  • Nordisch-Arischer Blutsverband
  • Hermannssöhne
  • Eddavereinigung
  • Germanischer Rassebund
  • Völkischer Orden der Teutonen
  • Bund Deutscher Heiden
  • Tannenbergbund
Verwandte Begriffe
Kurztext

Deutsch-nationalistische Religionsbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie bestand aus vielen Splittergruppen, die oft nur eine kurze Zeit existierten und die meist auch keine literarischen Spuren hinterlassen haben. Die mir bekannten Gruppen habe ich als Synonym in diesem Lexikon vermerkt, damit der Leser sie in den Kontext einordnen kann.

Haupttext

Die Bewegung beginnt in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Rückbesinnung und  der romantischen Verklärung  des Deutschtums. Nach dem Zerfall des napoleonischen Reiches wuchs in den deutschen Fürstentümern der Nationalstolz mit dem Wunsch, sich auch religiös von anderen zu unterscheiden. Der deutsche Nationalismus erfuhr durch die Kaiserkrönung Wilhelm 1. seine politisch soziale und religiös überhöhte Dimension.

"Schriftsteller wie Felix Dahn (1834-1912) geben dem Glauben an die eigene Art die literarische Weihe. Damit vollzieht er eine deutliche Abkehr vom Christlichen. »Was christlich ist, ist nicht germanisch, was germanisch ist, ist nicht christlich.« ( Schlund , 14) Das Christentum gilt als ein »dem Germanischen fremdes, ihm erst aufgenötigtes Erzeugnis orientalischer Frömmigkeit« (Schlund, 14). Die Folge: »Altdeutsche Sitten und Gebräuche, alte deutsche Feste, wie Julfest und Sonnenwendfeier wurden wieder aufgebracht und verbreitet. Ja ein neuer Wotanskult entstand. Doch waren es vor dem Krieg nicht allzu viele, die eine unveränderte Aufnahme der altgermanischen Götterwelt befürworten wollten.« ( Haack, Blut-Mythus , 43)" ( Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen , Gütersloh 2000, S. 550)

"Trotz unterschiedlicher Herkunft, Geschichte und Gewichtung ihrer Inhalte, lassen sich insbesondere zwei Grundpfeiler finden, auf denen die deutschgläubigen und völkischreligiösen Gruppen ihre Weltanschauung aufbauen: Rasse und Reich, sowie ein poly- und pantheistisches Gottesverständnis. Ursprünglich sehen rassistisch-religiöse Denker wie »Der Rembrandtdeutsche« Julius Langbehn (1851-1907) das Christentum noch als Basis einer sich erneuernden deutschen Welt an. Der Deutsche »ist ursprünglich der Mensch schlechthin; augenblicklich zwar ist er es nicht; aber er kann es wieder werden« ( Langbehn , 355). Dieser »Mensch schlechthin« ist zerstörerischen Einflüssen ausgesetzt, die vor allem sein heiligstes Gut, seine Rasse untergraben und vernichten. Dieses Gut liegt im Blut, das damit zum Heilsgut ersten Ranges wird. »Denn im Grunde ist nur das Blut wert, das ureigene Blut, daß um seinetwillen ein Blut vergossen wird. Das Leben ist eine Notwehr; das eigene Blut will sich durchsetzen gegen das Fremde; so will und wird auch das arische Blut sich durchsetzen gegen jedes andere.« (Langbehn, 218) Als besondere Gefahr gilt ihm »der Jude«. »Die Juden . . . stellen - in ihrer Gesamtheit und nach ihrer heutigen Beschaffenheit betrachtet - denjenigen Entwicklungsstand eines Menschen dar, welchen man als >alt, klug und schlecht< bezeichnet.« (Langbehn, 351)" Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen , Gütersloh 2000, S. 562)

Zusammenfassung

Die völkische Religion ebnete mit ihrer Überhöhung des Deutschtums und der Abwertung fremder Religiosität der nationalsozialistischen Rassentheorie und letzlich der Judenverfolgung  und -vernichtung dem Antisemitismus der NSDAP den Weg. Sie stellt die Perversion christlicher und religiöser Weltsicht dar.

Bibliographie

Deutsche Nationalbibliothek

Index Theologicus

Quellenlinks
Autoren Winfried Müller
Geändert 16.03.2019