Stamm der Likatier
- Planet for Absolution (Gründungsname)
- PFA
- Stamm Füssen Eins (Name 1993-1998)
- Wankmiller-Gruppe
- Likatier
Esoterisch-spirituelles Gesellschaftsexperiment mit sozioökonomischer Bedeutung, Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts von Wolfgang Wankmiller in Füssen gegründet. Der Stamm der Likatier vertritt meiner Meinung nach die Vision einer alternativen Gesellschaft.
In diesem Artikel wird die Selbstdarstellung der Gruppe kommentierend dargestellt. Aus religionswissenschaftlicher Sicht liegt es nahe, dass man der Gruppe mit Schlagworten wie Sekte, Esoterikverein oder ähnlichem nicht gerecht wird. Möglicherweise handelt es sich bei dieser Gruppe um eine Struktur, die man mit religionswissenschaftlichen Kriterien nicht sachgerecht erfassen kann. Es bieten sich hier eher betriebswirtschaftliche oder sozioökonomische Kategorien an.
"Die Gruppe wurde 1974 von dem aus Füssen stammenden Wolfgang Wankmiller gegründet, der bis heute als ihr Oberhaupt fungiert. Sie nannte sich anfangs „PFA (Planet For Absolution)“, ab 1993 „Stamm Füssen Eins“, bis sie sich 1998 den aktuellen Namen „Stamm der Likatier“ gab.[3]" (Wikipedia, Stand: 10. 07. 2017)
Auf der Startseite der Gruppe ist folgendes zu lesen: "Die Likatier haben den mutigen Wunsch, eine neue Lebensrealität zu schaffen. Auf verschiedenen Wegen wollen sie sich dieser Vision annähern." (http://www.likatien.de/likatien/) [Stand: 19. 07. 2017] Betrachtet man diese Aussage im Kontext der gesamten Selbstdarstellung auf deren Webseite, dann ist davon auszugehen, dass es sich hier um ein Konzept mit gesellschaftlichen, sozialen, religiös-spirituellen und ökonomischen Dimensionen handelt. Damit ist auch schon deutlich, dass man der Gruppe nur mit einer Methodologie gerecht wird, die gesellschaftspolitische, soziale, ökonomische und auch religiös-spirituelle Phänomene gleichermaßen umfasst. Interessant wären eine betriebswirtschaftliche und steuerpolitische Analyse des Stammes, da dieser schon sehr frühzeitig sich wirtschaftlichen Aufgaben zuwandte.
Da diese Gruppe historisch gesehen nun schon seit über 40 Jahren lokal einigermaßen stabil existiert und sich offensichtlich auch eine solide wirtschaftliche Basis erarbeitet hat, muss man davon ausgehen, dass es sich hierbei um ein Gesellschaftsexperiment handelt, welches in der Reihe von anderen ähnlich gearteten Experimenten wie zum Beispiel die Aktions-Analytische Organisation Bewusster Lebenspraxis, oder auch Ratu Bagus, um nur einige zu nennen, handelt. Dabei ist zu bedenken, welche Konsequenzen sich aus solchen Experimenten kommunal-, landespolitisch aber auch betriebswirtschaftlich und arbeits- und steuerrechtlich ergeben und wie damit sachgerecht umzugehen ist. Aus diesem Befund resultiert auch meine Ansicht, dass man dieser oder auch anderen gleichgearteten Gruppenstrukturen mit religionswissenschaftlichem Handwerkszeug nicht gerecht werden kann. Die Gruppe nur auf eine ihrer strukturellen Dimensionen festzulegen, hieße die Bedeutung aller anderen zu negieren. Damit ist aber einer Missinterpretation Tor und Tür geöffnet. Als Autor dieses Beitrag kann ich mich als Religionswissenschaftler nur dem religiös-spirituellen Bereich widmen. Aber uns o.g. Gründen betrachte ich es als dringendes Desiderat der Forschung, die gesellschaftspolitischen, sozialen und ökonomischen Dimensionen der Gruppen gleichermaßen zu berücksichtigen.
Die Chronologie der Gruppe
Aus der veröffentlichten Chronologie der Gruppe lassen sich relativ leicht die Schwerpunkte ihrer öffentlichen Wirksamkeit erkennen. Schon 1977 beginnen verschiedene Mitglieder des Stammes sich kommunalpolitisch mit einem eher grünen Ansatz zu betätigen. 1982 wird eine eigene, neue Zeitrechnung für den Stamm eingeführt. Damit wird aus meiner Sicht deutlich gemacht, dass der Stamm so wie einst die Imperatoren im alten Rom, für sich in Anspruch nimmt, eine neue Weltgeschichte zu beginnen. Im gleichen Jahr kommt es zu ersten Auseinandersetzungen mit der etablierten CSU-Politik in Füssen und es wird ein eigener Stammesbetrieb gegründet. 1984 wird ein Stammesmitglied in den Kreistag Ostallgäu gewählt.
Offenbar entsprach der Erfolg des politischen Engagements nicht den Erwartungen des Stammes, so dass man schon nach sechs Jahren (1990) die politische Arbeit in der bisherigen Form zurückfuhr, bzw. einstellte. Wahrscheinlich waren die Möglichkeiten politischer Einflussnahme in dieser Zeit durchaus begrenzt. "Der Stamm verlagert[e] die oberste Beschäftigungs-Priorität weg von der Politik hin zum Aufbau von Betrieben und zur Entwicklung der Stammeskultur." (http://www.likatien.de/likatien/chrono.php/cPath/info_chrono [Stand: 15. 07. 2017]). Damit war ein entscheidender Schritt von einer reinen weltanschaulich-spirituellen Gruppe zu einer wirtschaftlichen Struktur begangen worden. In den folgenden Jahren entwickelte sich der Stamm meiner Meinung nach wie ein mittelständisches Unternehmenskonglomerat, welches mit seinen Subunternehmen die ökonomische Basis der Likatier bilden sollte. Es wurden unterschiedliche stammeseigene Betriebe in unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen gegründet. Damit war die ökonomische Basis der weiteren Entwicklung gesichert und es kam nur noch auf den wirtschaftlichen Erfolg und den Ertrag aus den Betrieben an, in welcher Weise sich die Likatier als eigenständige Gemeinschaft entwickeln konnten.
Nachdem die Wirtschaftliche Basis des Stammes gesichert war, konnte man sich um den ideologischen Überbau, die "Spiritualität" oder auch "Kultur" der Gruppe kümmern. Nachdem der Stamm sich stärker in der Öffentlichkeit positioniert hatte, blieb 1994 die kritische Berichterstattung durch die Medien nicht aus.
Die Struktur der Gruppe (= Modell der Leitungs- und Verantwortungsstruktur der Gruppe)
Die organisatorische Struktur ergibt sich aus dem sogenannten Stammesaufbau. Grundsätzlich werden Stammeskreise, Stammesgruppen und Stammesbereiche unterschieden. Die Darstellung der Stammeskreis beschreibt die Bedeutungsgrade der Mitglieder in einer konzentrisch-hierarchischen Gliederung.
- Im Zentrum stehen die die Existenzialmenschen, welche nach meinem Verständnis die Leitungscrew der Gruppe darstellt. Welche Weisungsbefugnis für die Gruppe die Existenzialmenschen real haben, ist aus der Selbstdarstellung nicht ersichtlich. Ich vermute aber, dass es sich hierbei um das zentrale Leitungszentrum handelt.
- Die Existenzialmenschen werden in ihrer Arbeit durch die Schwurmenschengemeinschaft unterstützt. Diese Gemeinschaft scheint eine Art Parlament oder Aufsichtsrat zu sein. "Sie entscheiden im Konsens über alle wichtigen Fragen, insbesondere über die Kulturentwicklung des Stammes und über alle organographischen Angelegenheiten, wie beispielsweise die Aufnahme neuer Mitglieder." (http://www.likatien.de/likatien/aukrschwur.php/cPath/info_aufbau_aukr_aukrschwur [Stand: 13. 07. 2017]). Die Schwurmenschen gehören nach meinem Verständnis zum Leitungskreis des Stammes der Likatier.
- Die sozioökonomisch wichtigsten Gruppe für die Likatier sind nach meiner Kenntnis die Spurmenschen, deren b[B]esonderes Merkmal [es] ist, daß sie sich wirtschaftlich in höherem Maße auf den Stamm und seine Betriebe einlassen und schon eine gewisse Verantwortung übernehmen. (http://www.likatien.de/likatien/aukrspur.php/cPath/info_aufbau_aukr_aukrspur [Stand: 13. 07. 2017]) Die Spurmenschen sind nach meiner Meinung durchaus mit der Belegschaft eines Unternehmens zu vergleichen.
- Etwas außerhalb der "arbeitenden" Mitglieder stehen die die sogenannte Lebemenschen. Zu ihnen gehören die Kinder und alle die, die den Stamm der Likatier unterstützen, ohne direkt in wirtschaftlicher Abhängikeit zu sein.
- Die sogenannten Lamatieden sind am ehesten mit den Unterstützern oder Ehemaligen Mitgliedern, die sich nicht formell vom Stamm getrennt haben, zu vergleichen.
Das Selbstverständnis der Gruppe
Grundsätzlich betrachten sich die Likatier als Gruppe mit einer eigenen Kultur und eigenen Traditionen, betonen aber, dass sie "nicht in einem eigenen Staat, sondern innerhalb der Hoheitsgebiete bestehender Staaten (BRD, Österreich etc.)(http://www.likatien.de/likatien/legalitaet.php/cPath/info_legal [Stand: 15. 07. 2017]) leben. Sie betonen: "Bereits seit der Gründung des Stammes gilt es als ein unumstößliches Prinzip, daß sich der Stamm als Ganzes wie auch die einzelnen Stammesmitglieder an die Verfassung und die Gesetze des jeweiligen Staates, in dem sie sich befinden, halten." (a.a.O.)
In den Kennenlern-Seminaren, welche die Gruppe regelmäßig kostenpflichtig anbietet, bekommen die Interessenten einen ersten Einblick in die Wirtschaftsstruktur, das soziale und spirituelle Leben der Gemeinschaft. Dabei fällt dem unvoreingenommenen Betrachter auf, dass es sich hierbei offensichtlich um ein esoterisches Angebot handelt. Dabei spielt die Spiritualität einer Mutter-Göttin genau so einer Rolle wie der Hinweis auf den Festkalender.
Ich denke, dass man die Gruppe am ehesten mit sozioökonomischen und steuerpolitischen Kategorien beschreiben kann. Das scheint sich aus der Analyse der Gruppe zu ergeben. Ich vermute, dass es sich beim Stamm der Likatier um eine sozioökonomische Struktur handelt, deren wirtschaftliche Potenz und lokale Bedeutung durchaus mit einem größeren mittelständischen Unternehmen vergleichbar ist. Daraus könnte sich auch ein sachgerechter Umgang mit Gruppe ergeben. Laut Pressebefund sieht es so aus, dass Geschäftsinteressen eine zentrale Bedeutung für die Gruppe haben. Mitglieder der Gruppe betreiben "die sogenannte Heimatzeitung, den Reformhaus-Bereich, Esoterik-Läden, ein Computergeschäft, Verlage, eine Druckerei, eine Unternehmensberatung, eine Heilpraktikerschule, Esoterik-Messen, ein Immobilienbüro, eine Arztpraxis und anderes." (all-in.de [Stand: 10. 07. 2017]) In der Selbstdarstellung der Gruppe [Stand: 10. 07. 2017] wird von "etwa 30 stammeseigenen Betriebe[n]" (a.a.O.) berichtet.
Die Beurteilung der Gruppe sollte sich meiner Meinung nach daran orientieren, inwieweit sie sich an den ökonomischen, fiskalischen, politischen und sozialen Regeln der Bundesrepublik messen lässt und mit den üblichen Standards übereinstimmt (Arbeitszeit, Bezahlung, Sozialplan usw.).
- Stamm der Likatier (offizieller Webseite)
- Likatien Newsletters
- Newcomer Sommercamp (offizielle Seite der Jugendgruppe der Likatier)
- Füssener Heimatzeitung (herausgegeben vom Stamm der Likatier)
- Altes Wissen zum Jahreskreis (Homepage von Monika Philipp, mit Stammesnamen Existenzialfrau Monika von John-Philipp zu Karlsruhe, nachweislich Lebenspartnerin von Wolfgang Wankmiller und Führungsmitglied)
- Global Ecocillage Network: Tribe of Likatien (Selbstbeschreibung der Gruppe im Okönetzwerk Global Village)
- Likamundi (Heilpraktikerschule [Vgl.: Psiram])
- Galerie zum Sommercamp der Likatier 2010
- Psiram: Wankmiller-Sekte
- Die Welt: Füssen bekämpft die Wankmiller-Sekte
- FOCUS Magazin Nr. 6 (2001), Claudia Jakobs: Wer mit wem schläft
- Die Welt: Füssener wehren sich gegen Wankmiller-Clan
- Augsburger Allgemeine: Razzia beim Wankmiller-Clan in Füssen
- Augsburger Allgemeine: Finanzchefin macht krumme Geschäfte
- all-in.de: Nicht viel Neues aus dem Stamm der Likatier
- all-in.de: Moderne Sklaverei: Details über die Wankmiller-Gruppe in Füssen werden bekannt.
- all-in.de: Likatier-Nachwuchs aktiviert alten Verein