Gehirnwäsche

"Ältere psychologische Theorien vermuteten, dass Gehirnwäschen Wertevorstellungen und Selbstauffassung einer Person nach bestimmten Zielsetzungen ändern könnten. Dabei wurde vermutet, dass in seltenen Fällen eine Vertrauensbasis zwischen dem Manipulator und der zu manipulierenden Person entstünde, während der weit überwiegende Teil der Gehirnwäsche-Methoden darauf beruhe, den psychischen Widerstand mit gewaltsamer Einwirkung zu brechen. Theorien der Gehirnwäsche entstanden zunächst im Zusammenhang mit totalitären Staaten. Später wurden sie vereinzelt auch in religiösen Gruppen (Sekten) angewandt." (Wikipedia, Stand: 09. 02. 2016)

Hinter dem Modell der Gehirnwäsche steht die Vorstellung, dass man durch geeignete psychologische Manipulation jeden Menschen fernsteuern und ihn zu Dingen veranlassen könne, die er im Normalfall nicht tun würde. Diese mechnistische Vorstellung konnte durch die Psychologie und die Sozialwissenschaften nicht bestätigt werden. Der Traum politischer Diktaturen, durch Propaganda und Indoktrination jede Kritik am System ausschalten zu können, konnte nicht realisiert werden.

Allerdings ist es möglich, durch gezielte und einseitige Öffentlichkeitsarbeit allgemeinen Einfluss auf die Öffentliche Meinung oder das Meinungsbild von Individuen zu nehmen. Gleichfalls ist es möglich, in Zeiten zerfallender Sozial- und Kulturstrukturen auf diese Entwicklung propaganistisch einzuwirken. Das belegen die Erfahrungen mit totalitären politischen Systemen wie es die NSDAP, der Stalinismus oder das totalitäre Regime von Nordkorea waren und sind. Dieser Mechanismus funktioniert aber nur, wenn es gelingt, eine stabilde Sozialstruktur vorher zu zerstören, ein größere soziale Struktur so von der eigenen Meinungsbildung abzuhalten, dass ihr aus Gründen der unmittelbaren Lebenserhaltung nichts anderes übrig bleibt, als den Phrasen der herrschenden Gruppe zu folgen.  Forscher wie Kurt Lewin, Leon Festinger und Robert Jay Lifton haben in ihrer Arbeit die Möglichkeiten und Grenzen manipulativer Beeinflussung in diesem Zusammenhang untersucht. 

Im Kontext neuer religiöser und ideologischer Gemeinschaften, Psychogruppen und Esoterik wurde  "Gehirnwäsche" seit den 1960er Jahren ein Forschungsthema. Durch das Auftreten von Gruppen, die sich außerhalb der traditionellen politischen und familiären Sozialstrukturen stellten, diese oft bekämpften, ergab sich ein neues Aufgabengebiet der Sozial- und Religionswissenschaften. So musste man für das Phänomen, das Individuen plötzlich die angestammten Soziostrukturen verließen und sich eine alternative Gruppenstruktur begaben untersuchen und Erklärungen hierfür finden.

Nach einer 50-jährigen Forschungsarbeit sind wir heute in der Lage, das Phänomen einerseits als Protestbewegung oder andererseits als den Versuch von Individua, auf die "große Weilt oder Politik" Einfluss zu nehmen, die "Welt zu verbessern", zu erklären. Gleichzeitig ist aber deutlich geworden, dass das Phänomen sozial nur indirekt beeinflussbar ist. Es ist offensichtlich nicht möglich, direkten Einfluss auf die Verlockungen von Heilsversprechen jeglicher Konvenienz zu nehmen. Gegenwärtig sieht man in der Sozialforschung und Religionsforschung nur den Weg, durch Bildung, Auflkärung, soziale Stabilisierung und Erziehung die Menschen in sozialen Strukturen vor den Perversionen unerfüllbarer Heilsvorstellungen zu bewahren. Diese Aufgabe wird uns auch unter dem Aspekt der momentanen Flüchtlingsbewegung nach Jahre beschäftigen.