Zeugen Jehovas
- Bibelforscher
- Jehovas Zeugen
- Russelliten
- Ernste Bibelforscher
Bezeichnung für eine christlich-deviante Gemeinschaft (Sekte), die 1881 als "Wachtturm Traktat-Gesellschaft" von Charles Taze Russell gegründet worden war
Mit der Gründung der "Wachtturmgesellschaft" im Jahre 1881 beginnt die Geschichte der "Ernsten Bibelforscher", die im Sommer 1931 den Namen "Zeugen Jehovas" bekamen. Russels Nachfolger im Präsidentenamt, Joseph F. Rutherford (1869 - 1942), der Verwaltung und alle Entscheidungen hinsichtlich der Lehre der mit Hilfe von Intrigen und brutaler Macht an die Spitze gekommen war, führte zahlreiche Neuerungen ein, die schließlich in der Errichtung einer geistig-geistlichen Diktatur mündeten. So wurde 1939 die "Leitende Körperschaft" in der Zentrale in Brooklyn/N.Y. zum "Kanal Jehovas" erklärt, dem bis heute exklusiv alle Befugnisse der Verwaltung und alle Entscheidungen hinsichtlich der Lehre zustehen. Sechs Jahre später hatten sich alle Zeugen Jehovas per Erklärung diesem Diktat zu unterwerfen oder die Organisation zu verlassen. Auf Rutherford geht auch das System der statistischen Berichte und das der "Königreichssäle" (Versammlungshäuser) zurück. -
Der dritte Präsident, Nathan H. Knorr (1905 - 1977), sorgte für eine weltweite Ausbreitung der Wachtturm - Ideologie und entwickelte eine Reihe von Schulungstechniken (z.B. die Theokratische Predigtdienstschule), die jegliches kritische Denken ausschalten. Unter seinem Nachfolger, Frederic Franz (1893 - 1992), erreichte die Sekte die Höchstzahl an "Verkündigern" (4,2 Mill im Jahre 1992), durchlief aber auch einige Krisen. Seit Dez. 1992 amtiert der fünfte ZJ-Präsident, Milton Henschel, geb. 1920. 2000 bis 2014 übernahm Don A. Adams das Amt des Präsidenten. Ab 2000 wurde die Leitungsstruktur überarbeitet. Steuerte bis dahin die Leitende Körperschaft mit ihrem Präsidenten alle Geschicke der Organisation, so übernahmen die Vorstände der Rechtskörperschaften der Wachtturmgesellschaft die rein organisatorische Steuerung. Es erfolgt also eine Trennung von "Theologie" und "Organisation".
"Die Zeugen Jehovas werden in der Meinung einer breiteren Öffentlichkeit als `die Sekte` schlechthin betrachtet. Konfessionskundlich gesehen stellen sie den Typ einer gesetzlichen, endzeitlich ausgerichteten, religiösen Gemeinschaft dar. Ihr Selbstverständnis ist exklusiv. Ihre Struktur ist streng hierarchisch von oben nach unten geordnet, bei der es für die einzelnen "Verkünder", man spricht nicht von `Mitgliedern`, keine demokratische Mitsprache oder eigene Entscheidungsmöglichkeiten gibt. Lehrinhalte, die ein krasses Mißverstehen biblischer Texte widerspiegeln, werden vom "Kanal Jehovas" doktrinär und autoritär an die unteren Ebenen weiter vermittelt: Widerspruch wird nicht geduldet und auch nicht geübt.
Die Sektenführung arbeitet gegenüber den "Verkündigern" im wesentlichen mit den Instrumenten "Angst"(vor dem Ausschluss und damit vor der ewigen Verdammnis) und "Verheißung" (Leben auf einer paradiesischen Erde). Von diesen selbst wird die totale "Hingabe an Jehova" gefordert, d.h. die nach Punkten messbare Leistung für die Wachtturm-Gesellschaft. Mit der Zugehörigkeit zur Sekte verändert sich das Wesen und Denken eines Menschen derart radikal, dass das soziale Umfeld es nur mit Erschrecken zur Kenntnis nehmen kann. - Die von der Sektenführung fest gelegte Abgrenzung gegenüber Staat und Gesellschaft wird von den einzelnen ZJ strikt beachtet und macht sie in jedem Land der Welt zu völligen Außenseitern (keine Geburtstagsfeiern, keine christlichen Feste, keine Wahlbeteiligung, Probleme im schulischen Bereich, usw.)." Autor: Dr. Rüdiger Haut [Stand: 1996]