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Religiolexikon

Geistheilung

GND-Nummer

4113690-1

Oberbegriff
Synonyme
  • Spirituelle Heilung
  • Geistiges Heilen
  • Paranormale Heilung
Kurztext

Oberbegriff für eine esoterische, paranormale oder magisch-religiöse Heiltätigkeit.

Haupttext

Geistheilung ist in der Religionsgeschichte bei allen Religionen bekannt. Einerseits versucht man durch Handauflegung in magischer Weise göttliche Kraft auf den Kranken zu übertragen um so dessen Gesundung zu bewirken. Andererseits bittet man im christlichen Kontext in Gebeten um Heilung durch Gott oder den Heiligen Geist. In der evangelischen Kirche gehört das Gebet um die Heilung eines Kranken zur Fürbitte. Nicht der Beter überträgt irgendeine göttliche Kraft auf den Kranken, sondern er bittet Gott, dass er den Kranken heilen möge. Theologisch macht das einen großen Unterschied zum magischen Verständnis der Heilung. Dort meint man, besonders "begabte" Menschen hätten einen exklusiven Draht zu Gott und qua dieser Macht könnten sie gleichsam technisch diese Gottesmacht  auf den Kranken übertragen. Dieses Verständnis gehört zum Repertoire der alternativen Medizin.

Zuspruch, Zuwendung und Empathie sind die Hilfen, die einem kranken Menschen Geborgenheit und Zuversicht vermitteln können. Das ist auch neben der Anwendung moderner medizinischer Heilverfahren die einzige Hilfe, die man einem Kranken spenden kann.

Zusammenfassung

Die Geistheilung im esoterischen Sinn wird in der evidenzbasierten Medizin als wirkungslos angesehen und ist wissenschaftlich nicht anerkannt. Sie gehört in den Bereich der alternativen Medizin und der Esoterik; auch wenn der Dachverband für geistiges Heilen sich bemüht, Wildwuchs und primitive Quacksalberei zu unterbinden (http://dgh-ev.de/patienteninfo.html). Die Tatsache, dass Zuwendung und "Handauflegung" sowohl medizinische als auch psychologische Effekte bewirken, ist für die wissenschaftliche Medizin eine Binsenweisheit, auch wenn sie oft genug auf diese Ressource bei der Behandlung aus Zeit- oder Finanzgründen nicht zurückgreift.

Das Problem aller alternativmedizinischen Angebote besteht darin, dass sie oft genug den sogenannten "austherapierten Patienten" eine falsche Hoffnung vorspiegelt, die aus wissenschaftlich-medizinischer Sicht nicht zu halten ist. Hier ist die Alternative eine ordentliche palliative Versorgung!

Dass es in der Bundesrepublik einen solchen Wildwuchs alternativmedizinischer Angebote gibt, macht das Bedürfnis der Bevölkerung nach einer persönlichen und zuwendungsorientierten wissenschatlichen Medizin nachhaltig deutlich. Es gilt nicht, die Alternativmedizin zu bekämpfen, sondern unseren Ärzten muss von den kassenärztlichen Vereinigungen diese oft genug schwer nachprüfbare Zeit für eine ruhige Anamnese und die empathische Zuwendung auch gewährt  und bezahlt werden.

Bibliographie

Deutsche Nationalbibliothek

Index Theologicus

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Autoren Winfried Müller