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Religiolexikon

Tischrücken

GND-Nummer

4650071-6

Oberbegriff
Synonyme
  • Gläserrücken
  • Gläseln
  • Tischrücken
Kurztext

"Unter Gläserrücken, auch Gläseln oder Tischerücken (in Österreich) genannt, versteht man eine spiritistische Methode, mit der versucht wird, mittels eines umgedrehten Trinkglases und eines Buchstabenkreises Kontakt zu den Seelen Verstorbener aufzunehmen. Das Prinzip ist dabei das gleiche wie beim Ouija." ( Wikipedia , Stand: 10. 01. 2018)

Haupttext

Methode wird analog des Gläserrückens angewandt bei der versucht wird, mittels eines umgedrehten Glases und einem Buchstabenkreis Kontakt zu  Geistern aufzunehmen. Der Unterschied besteht darin, dass hierbei die Bewegung eines Tisches statt eines Glases zur Prophezeiung benutzt wird.

Die Versuchsanordnung beim Gläseln und Tischrücken sieht so aus:

Die Teilnehmer sitzen im Kreis um einen Tisch, in dessen Mitte sich das Glas mit dem es umgebenden Buchstabenkreis befindet. Jeder legt einen Finger auf das Glas. Während einer Vorbereitungszeit "schwingt" sich das Glas ein. Dieses "Einschwingen" ist dann erfolgt, wenn auf die Frage, "Bist du da, großer Geist?" sich das Glas zu bewegen anfängt. Danach werden diesem Geist Fragen gestellt. Die Antworten werden dann aus den Buchstaben zusammengesetzt, zu denen das Glas der Reihe nach hinwandert.

Zusammenfassung

Dieses Phänomen ist psychologisch gut erforscht. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Emotionen Muskelkontraktionen auslösen. (So zittert man vor Angst, oder nach einem Beinahe-Unfall schlottern einem die Knie) Oder beim sog. Lügendetektor werden neben anderen Parametern auch die Mikrokontraktionen der Gesichtsmuskeln bei bestimmten Fragen gemessen. Treten bei bestimmten Fragen außergewöhnliche Reaktionen auf, dann kann man die Antwort und die unbewußte Reaktion der Muskeln miteinander vergleichen und auf mögliche Diskrepanzen zwischen beiden schließen. Dieser Zusammenhang zwischen emotionalem Erleben und Muskeltätigkeit besteht immer.

Allerdings äußert sich die Gefühlswelt des Einzelnen in der Regel nur mit kaum sichtbaren Muskelkontraktionen. Wenn man jetzt eine Gruppe von Individuen in eine Situation bringt, in der diese alle das gleiche erwarten, werden bei allen gleiche Muskelkontraktionen auftreten. Durch die Addition der kleinen Bewegungen wird dann eine sichtbare Bewegung ausgelöst. In der "Versuchsanordnung" des Gläselns passiert genau dieses. In der Einschwingungsphase wird die Gruppe psychisch gleichgeschaltet, sie wird in eine Situation gebracht, in der möglichst viele der Teilnehmer das Gleiche erwarten. Indikator hierfür ist die Frage: "Bist du da, großer Geist?" Erst wenn möglichst viele die Anwesenheit eines Geistes erwarten, wird sich das Glas bewegen. Wenn das sichergestellt ist, dann kann man die Fragen stellen. Die Antworten ergeben sich aus den mehrheitlichen Wünschen und Sehnsüchten der Gruppe. Die Antworten sind um so deutlicher, je einfacher die Fragen gestellt werden. Oft werden Alternativfragen oder welche, die sich mit einem Wort beantworten lassen, gestellt.

Das Gläseln lässt also nicht die Geister sprechen, sondern drückt nur die kollektive (unbewusste) Meinung der Gruppe aus. Dabei sind die Bewegungen des Glases lediglich die Verstärkung der Mikrokontraktionen der Finger- und Armmuskulaturen der Teilnehmer. Im   Spiritismus gibt es eine Reihe von Techniken, die auf den gleichen Mechanismus zurückzuführen sind. So sind  Siderisches Pendel und Planche t gleichermaßen Verstärker der unbewussten Muskelkontraktionen.

Bibliographie

Deutsche Nationalbibliothek

Index Theologicus

Quellenlinks
Kritische Links
Link zu Wikipedia
Autoren Winfried Müller
Geändert 03.02.2021